Chiron im Fokus

Chiron im Fokus (April 2022)

Chiron rückt in diesen Tagen besonders in den Fokus, zumal sich der Neumond (Sonne und Mond) sowie Merkur mit ihm verbinden und ihn so auf die astrologische Hauptbühne bringen. 

Chiron zu fassen fiel mir zu Beginn meiner astrologischen Studien vor über 20 Jahren besonders schwer. Das ist aber auch kein Wunder, da er uns je nach Stellung im Geburtshoroskop anzeigt, wo unsere unverschuldete Urwunde sitzt - und damit auch verdrängte und schmerzhafte Themen offenbaren kann. Gerade diese Themen und Erfahrungen berühren uns zutiefst, ja Chiron, der in der Astrologie als „verwundeter Heiler“ gilt, trägt immer auch Heilungsaufforderungen und -potentiale in sich, denen wir uns kaum entziehen können, auch wenn es schwerfallen mag, tatsächlich hinzuschauen und Traumata anzunehmen. 

Chiron weist aber nicht nur auf unseren größten Schmerz hin, sondern gleichzeitig auch auf unsere größte Gabe in diesem Leben. An dieser Erkenntnis und am demütigen Annehmen unserer Wunden dürfen wir schließlich dank Chiron reifen. 

Seit 2018 und bis 2027 wandert Chiron durch den Widder, damit aktiviert er unser Streben nach einer eigenen Identität und Durchsetzungskraft in der Welt, das uns individuell in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen und insbesondere auch auf der kollektiven Ebene (auf-)fordert, aktiv Heilung zu suchen und mögliche Schmerzen zu integrieren. 

Zuletzt hielt sich Chiron ab 1968/1969 im Widder auf, in jener Zeit, in der etwa die 68er-Bewegung für neue und damals sehr visionäre Ziele kämpfte. Diese Zeit war insbesondere auch durch das Aufbrechen von verdrängter Wut gekennzeichnet, die an manchen Stellen sogar in Aggression kippte. Gerade in den vergangenen zwei Jahren wurden allerlei Nährböden für gesellschaftliche Spaltungen geschaffen, eine gewisse Wut sitzt in vielen Menschen nach wie vor besonders tief, zumal das Erlangen einer gewissen ertragbaren „Normalität“ und selbstständigen Tatkraft weiterhin in weiter Ferne zu liegen scheint. Besonders junge Menschen mussten viele Abstriche machen. 

Die Aufgabenstellung liegt darin, gerade diese Wut positiv zu kanalisieren, sodass sie das Entwickeln von neuen gesellschaftlichen Ideen fördern kann. 

Ihre Simone W.